Der Autor Wolfgang Herrndorf, Jahrgang 1965 wurde in Hamburg geboren und hat Malerei studiert, für die „Titanic“ gezeichnet und begann erst relativ spät zu schreiben. Mittlerweile lebt er in Berlin und ist inoffizieller Mitarbeiter der Zentralen Intelligenz Agentur. 2004 gewann er beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb den Publikumspreis und 2008 wurde er mit seinem Erzählungsband „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ zum ersten Preisträger des „Deutschen Erzählerpreises“ gewählt.
Vorgelesen wird das Buch „In Plüschgewittern“ von August Diehl. Er wurde 1976 geboren und machte eine Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Sein Durchbruch gelang ihm mit seiner ersten Filmrolle in Hans-Christian Schmidts Hacker-Thriller „23“ im jahre 1997. Für diese Filmrolle bekam er den Deutschen und Bayerischen Filmpreis. Zuletzt war er im Kino mit „Die Fälscher“ (2008), „Nichts als Gespenster“ oder auch „Freischwimmer“ zu sehen. Neben der Schauspielerei hat er noch einige Theaterengagements am Berliner Maxim Gorki Theater, am Schauspielhaus Hamburg und am Burgtheater Wien.
Um was geht es eigentlich in dem Buch?
„In Plüschgewittern“ ist ein Roman ohne Diskussion über Pop und ohne Sexszenen, welcher in gebundener Form im Jahre 2002 erschien. Wolfgang Herrndorf erzählt in seinem Buch die Geschichte eines ca. 30 jährigen Mannes, der auf dem Weg aus der westdeutschen Provinz in die Szene-Quartiere Berlins viel mitmacht. Nach der Trennung von seiner Freundin Erika besucht er auf seinem Weg seinen Bruder und seinen Freund Desmond in Berlin, welcher ihn auch gleich in das städtische Nachtleben einführt. Er beobachtet dabei seine Umwelt und kommentiert sie kritisch und bissig – das Aussehen anderer Menschen ist ein gefundenes Fressen für ihn. Dabei erscheint er dem Leser bzw. Zuhörer schon fast wie eine Art „Übermensch“ oder auch wie der typische „Anti-Held“ der Geschichte. Und eigentlich leidet er unter seiner Situation. Zynismus, Pessimismus und jede Menge Sarkasmus begleiten ihn bei jedem Schritt den er macht. Arbeit besitzt er keine, dafür wohnt er beim Lover seines Freundes Desmond und nimmt ab und zu an Altbau-Parties mit viel Alkohol und Drogenkonsum teil, bei denen auch schon mal jemand vom Dach fällt. Und während er sein ungeliebtes Leben in der Hauptstadt so vor sich hinlebt passiert ihm das, was in den meisten Romanen vorkommt: Er verliebt sich. Welch Missgeschick! Genau so etwas passt doch eigentlich nicht in sein ach so tristes Leben.
August Diehl erzählt die Hauptfigur so, dass man sich schon fast in die Rolle reinversetzen kann – eigentlich ist diese auch vom Autor schon so erschaffen, dass man einfach mitfühlen muss. Man identifiziert sich mit ihr und lernt, seine Erlebnisse nachzuempfinden. Aber vielleicht muss man dafür auch wissen, wie sich so ein Protagonist fühlt, der mit sich und seinem Leben unzufrieden ist. Entweder man kann sich in eine andere Person hineinversetzen oder eben nicht.
Mir persönlich gefallen die Parallelen zwischen dem Roman und der wirklichen Welt sehr. Während seiner Erzählungen oder den Kommentaren zu den Personen die ihm in seinem Leben über die Füße laufen kommt es sehr oft zu sehr verquerten Gedankengängen, die man eigentlich von sich selbst kennt. Man traut sich nur nicht sie öffentlich auszusprechen – würde es aber des öfteren gerne mal.
Ob ein Hörbuch nun spannend und fesselnd ist liegt ganz in der Hand des Erzählers. Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Buch konzentriert liest, oder vorgelesen bekommt. Aber August Diehl vermittelt das Werk so authentisch wie es nur möglich ist. Er schafft es nur mit seiner Stimme und ohne irgendwelche Zusatzklänge die Spannung aufrecht zu erhalten. Auch wenn diese Fassung vom Autor gekürzt wurde, ist der Inhalt des Hörbuchs sehr gut anzuhören und nachzuvollziehen – Spannung pur. Man will schließlich wissen, wie sich unser „Anti-Held“ durchs Leben kämpft und wie die Frau an seiner Seite sein Leben verändern wird. Wird er sich vielleicht doch noch ändern und ein „besserer Mensch“ sein? Mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten. Kauft das Hörbuch und freut Euch auf eine fesselnde Story, mit der sich sicherlich einige gut identifizieren können und welche mir des öfteren ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Gesamtspielzeit: 4 Std. 8 Min.