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Kelly Osbourne – Shut Up

Cover: Kelly Osbourne - Shut Up
Cover: Kelly Osbourne - Shut Up

Ozzys kleine widerspenstige Tochter versucht sich musikalisch und bringt ein Album auf den Markt – diese Nachricht lies Musikkenner, solche die es zu sein glauben und die, die es noch werden wollen sich reihenweise die Hand vor die Stirn schlagen und vielfach sollen kurz vor den ersten Schockzuständen auch noch die Worte: Tut das den wirklich Not? vernommen worden sein.

Tracklist:

  1. Disconnected
  2. Come dig me out
  3. Contradiction
  4. Coolhead
  5. Right here
  6. Shut up
  7. On the run
  8. On your own
  9. Too much of you
  10. Everything’s alright
  11. More than life itself
  12. Papa don’t preach

Aber erst mal eines nach dem anderen: Die Osbournes sind keine normale Familie – zumindest nach mitteleuropäischem Standart – Papa Ozzy war früher mal total angesagt als er noch mit seiner Kapelle „Black Sabbath“ durch die Lande zog, aber mittlerweile befindet sich nicht nur sein psychischer Zustand in einer bedenklichen Grauzone. Mit dem Skandalvideo zu seinem Welthit „Dreamer“ knüpft er gekonnt an die alten Teppiche aus den Hundehütten seiner vierbeinigen Mitbewohner an – und ist trotzdem aus irgendwie unauffindbaren Gründen ein Star – zwar lacht man mittlerweile eher über, als mit ihm, aber in der heutigen Welt lässt sich bekanntlich fast alles zu Geld machen.
Gemeinsam mit seiner Familie: Ehegattin Sharon, dem trinkfesten Sohn Jack und der rotzfrechen Tochter Kelly tritt er auch noch regelmäßig für den Sender MTV vor die Kamera und lässt das durchschnittliche Alltagsleben der vier Hausinsassen zu einer Reality-Soap verwursten.
Irgendwann kam man bei der Produktionsfirma auf die Idee, einen Soundtrack zu diesem qualitativ hochwertigem Stück Fernsehgeschichte herauszubringen – so, oder zumindest so ähnlich stolperte Kelly Osbournes erstes Demo „Papa don’t preach“ vom heimischen Herd in die große weite Welt hinaus – bei der musikalischen Vergangenheit von Daddy und den mühevoll aufgebauten Connections zum Biz war es nur eine Frage der Zeit bis mit „Shut Up“ das erste Album von Kelly auf den Musikmarkt losgelassen werden würde.

Somit wollen wir eins schon mal eingangs festhalten: Jede Otto-Normal-Liesl von nebenan hätte es so einfach natürlich nicht in die Charts geschafft (- okay, außer sie ist von einem dunkleren Typ, hat langes Haar und auch sonst noch ein paar Eigenschaften, auf die Dieter Bohlen abfährt …). Dass es sich bei „Shut Up“ aber deshalb automatisch um einen musikalischen Griff ins Klo handelt, möchte ich vorerst noch abstreiten. Zwar wird auch Kelly Osbourne so schnell Rock und Punk nicht neu erfinden, aber ein paar Ohrwürmer hat auch sie noch im Repertoire – außerdem stand sie bei den Aufnahmen ja nicht allein da, Produzenten Ric Wake hatte seine Hände immerhin auch schon bei Mariah Carey, Celine Dion und Jennifer Lopez mit im Spiel.

Bereits der Titelsong „Shut Up“ macht gute Laune und rockt frech im Schul-Band-Stil – besonders ansprechend sind die Lyriks dazu vielleicht nicht (shut up don’t wanna hear your voice / shut up i’m sick of all the noise / a damn thing to me / so shut up / blah blah blah blah), aber wen kümmerts – dann muss man vor einem Konzertbesuch nicht allzu viel auswendig lernen.
Mit „Come dig me out“ (Hey, it’s heavy underground / I’m screaming for attention / So come dig me out) hat der Fashion-Schreck ausserdem richtiges Hitpotenzial mit auf die Platte pressen lassen, der sich nach dem energisch-rockigen Opener „Disconnectet“ besonders gut macht. (You used to be my happy ever after / But now I know that nothing is forever / You and me / Was misery / I pushed reset / We disconnected) Bei Songs diesen Formats hat die 18-jährige auch überraschender Weise wenig Probleme stimmlich mitzuhalten – zumindest klingt kurzatmiges mitsäuseln anders – kein Hindernis aber daran noch weiterzuarbeiten, denn bei „More Than Life Itself“ zeigen sich ihre Grenzen ganz schnell auf. Allerdings ist der Titel auf diesem Album ohnehin total fehl am Platz – sicher so eine Idee von MTV: Mädel mach noch eine Ballade drauf, das kommt immer gut. (- naja bei mir kommen da nur die Sorgenfalten, und seien wir uns doch ehrlich, sollte sich Daddy für „Dreamer“ trotz geistiger Umnachtung nicht auch zumindest ein bisschen schämen?)
Der Rest der Platte bietet aber weiterhin abwechslungsreichem Gute-Laune Rock – vor allem „To much of you“ überzeugt noch mit lässigem Sound und Ohrwurm-Melodien.

Einflüsse von Kollegin Avril Lavigne, Slum 41 oder Blink 128 kann man nicht leugnen – aber vielleicht ist das einer der grundlegenden Erhaltungssätze des Musikbiz: Du kannst nichts beeinflussen ohne selbst beeinflusst zu werden.
Damit prägen vor allem Kelly und Avril eine Ära, in der sich viele Möchtegern-Gören in Zukunft noch versuchen werden.

Als Bonus gibt es auf der CD noch einen Mitschnitt von einem Kelly Osbourne Konzert und ein Interview.

Fazit: Musikalische Vorbelastung hin oder her – Kelly Osbourne hätte mit ihrem Debutalbum auch kräftiger daneben hauen können, aber mit „Shut Up“ hat sie ein, zumindest vom Unterhaltungsfaktor her, recht annehmbares Werk geschaffen. Musikalisch muss sie noch weiter arbeiten, der Stil den sie hier eingeschlagen hat steht ihr aber ganz gut (mit 0815-Rockmusik stünden ihre Chancen, sich als ernst zu nehmende Musikerin zu präsentieren, wesentlich schlechter) – und es macht Spaß.

Kelly Osbourne: 
Shut Up
Unsere Wertung: 60%
Shut Up 
wurde am 27. Januar 2003 
über Smi Epc (Sony BMG) 
veröffentlicht.
Kaufen / Streamen(*)
Amazon.deAmazon MP3Bei Apple Music hören
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