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Das Dong Open Air – Ein guter Ort um Staub zu fressen

12/7 – Auftakt, Ansturm und Glitter Pitter

12/7 – Auftakt, Ansturm und Glitter Pitter

Trotz der vernünftigen Haltung des Vortags erwachte ich mit ordentlich Schädelficken, was allerdings auch meiner aufkommenden Erkältung geschuldet sein konnte. Die Frage war nun was effektiver gegen den hämmernden Schmerz im Hinterkopf helfen würde, ein Bier oder eine Schmerztablette. Nach einem kurzen Frühstück aus Dinkelbrot und Ölsardinen, entschied ich mich zur Sicherheit eine Schmerztablette mit Bier runter zu spülen. Da die anderen anfingen, sich langsam der Reihe nach ihre Tickets zu holen machten auch Sven und Ich uns auf uns zu akkreditieren und die Pressepässe in Empfang zunehmen. Allerdings verfehlten wir den Container für die Anmeldung zunächst und liefen eine komplette Runde um das Gelände. Mir viel auf wie vorbereitet die Camper hier waren: Selbstgebastelte Boxen aus Bierkästen, Kaffeemaschinen, Gitarren inklusive Verstärker, Pfannen, Töpfe, Reise Sandwich Maker Aufsätze, um nur einige der mehr oder weniger ausgefallenen bis üblichen Gadgets aufzuzählen.

Als wir den Container fanden, stellten wir fest, dass wir von hier aus gestartet waren, sei es drum. Ich hatte mir extra noch ein Schwarzes Hemd übergeworfen, schließlich waren wir jetzt Profis, wie man an der Dose 5.0 in meiner Hand (ebenfalls schwarz) unschwer erkennen konnte. Während Sven anfing seine Speicherkarte freizumachen versuchte ich mir ein neues Bier zu holen, da die Dose noch vom Frühstück und damit schnell leer war. Meine Bemühungen scheiterten jedoch daran, das ich noch nichts vom Wertmarkensystem vernommen hatte. Es gab blaue Wertmarken, welche man draußen am regulären Anmeldecontainer erwerben konnte, für die man an den Ständen Bier, Cocktails und sonstige notwendige Verpflegung erhalten konnte. Es gab pinke Wertmarken, die man nur im Backstage verwenden konnte und Essensmarken für den Backstage, die man nicht kaufen konnte. Nach kurzem herum Gefrage hatte ich dann auch raus, dass wir als Presse keine Marken erhalten würden, außer den blauen die wir natürlich auch wie jeder andere kaufen konnten.

So kam es dann, dass ich bei der ersten Band mit einem Kaffee, statt eines Biers, in der Hand zur Eröffnungsband ging: Visigoth aus Salt Lake City. War das Publikum zu Anfang noch leer drehte ich mich nach 2 Songs um, um festzustellen, dass das Zelt, in dem die Bühne steht beinahe voll war. Die Musik heftig und fulminant, klassischer Metal eben, kam gut an, war die Stimmung auch noch etwas verhalten. Visigoths Sänger musste sich aufgrund von Stimmproblem tapfer durch den Auftritt kämpfen, es gelang ihm auch mit einiger Verbissenheit. Nach diesem Auftakt musste ich allerdings wieder ins Camp, da mein Alkoholspiegel gefährlich niedrig lag. Scardust aus Tel Aviv, waren so die nächste Band, die ich sah. Dabei fiel mir vor allem eins auf. Frontfrauen ziehen eine Menge Frauen vor die Bühne und auch sabbernde Typen. Das ganze hier ging gut an. Ich beobachte noch wie sich bei Night in Gales die ersten Moshpits entwickelten und begab mich auf die erste größere Erkundung. Die Leute hier waren eingefleischte Fans des Festivals, die Bands waren zwar nicht völlige Nebensache, aber so oft ich fragte, warum jemand hier sei blieb die Antwort im größten Teil „Wegen dem Festival!“. Wie die ersten Recherchen schon im Vorfeld ergeben hatten, handelte es sich um ein ziemlich familiäres Publikum. In dem Sinne, dass die Besucher schon seit X-Jahren herkommen, ihre festen Plätze und Bekannten haben, Kinder mitbringen und die Frau meist nicht weit entfernt von ihrem Mann zu finden ist. Weniger ein Festival für Singles wie mich. Dennoch es geht ja nicht immer nur ums ficken und eine gute Zeit kann man ohne und auch mit Frau haben. Auf meinem Streifzug traf ich sogar andere vom Vortag wieder der mir, mit einer Dose Bier in der Hand, erzählte, dass er erst gerade aus dem Krankenhaus zurück sei, da man ihn gestern mit 2,7 Promille im Gebüsch gefunden hatte. Gute Leute hier, aus hartem Holz geschnitzt und ihrem Handwerk verschrieben. Als ich zurückkehrte, endeten gerade Destruction die zwar, wie Sven mir mitteilte, Soundprobleme, aber dafür Randy Black am Schlagzeug hatten. Einer von Svens Lieblings-Drummern. Es war Zeit für eine Rekapitulation des Erlebten im Backstage, bei der ich Kai kennen lernte. Wir rauchten gemeinsam eine offensive Zigarette und schwadronierten über die Interpretation Nietzsches so wie das drehen von Zigaretten in der Hosentasche. „Wenn die Viskosität gering genug ist, dürfte sie die adäquate Liquidität für einen Poketdrill darstellen“, da waren wir uns einig, wenn ich auch schon einiges getrunken hatte. Allerdings musste ich mich mal wieder an die Arbeit machen, also auf zu Korpiklaani und Die apokalyptischen Reiter.

Tanzend und wippend schlängelte ich mich durch die Menge bei ersteren, um mir einen Überblick zu verschaffen, als plötzlich zwei Typen in Neoprenanzügen durch die Menge brachen. Sie nahmen ihre Walky-talkys ab und verschwanden aus meinem Blickfeld. Was nicht schwer war da ich noch mehrere Minuten völlig verdattert da stand. Bei den Reitern wurde dann sogar mit Luftmatratzen auf der Crowd gesurft, aber ich hatte genug von dem ganzen Trubel und zog mich wieder zu Sven, der gerade Bilder bearbeitete in den Backstage zurück. Dort lernten wir die Leute von Scardust kennen und ließen den Abend mit ihnen mit Bier und Diskussionen über die politischen und kulturellen Verhältnisse in Israel ausklingen. Nachdem Sven schon im Bett war erzählte mir der Drummer, dass er hoffte auf diesem Festival noch an eine Flasche Pfeffi zukommen. Ich zischte sofort los und versuchte eine Flasche zu organisieren. Leider konnte ich nur eine Flasche Glitter Pitter ergattern, was das war, wusste keiner von uns. Die Flasche ließ verlauten, dass es sich um einen „Schwarz und Blaubeer Likör“ handelte, allerdings mit Glitzerstückchen unbekannter Art und Herkunft darin. Auch wenn uns das ganze nicht ganz geheuer war, leerten wir die Flasche und spülten sie noch mit einem Bier hinunter, während mir die Jungs und Mädels ein paar Brocken Hebräisch beibrachten. „Kapara Aleicha“, als eine Art „Hey, du“ und die üblichen Schweinereien, die man immer zuerst in einer neuen Sprache lernt. Mit gutem Seegang gingen wir auseinander.

Visigoth

 

Scardust

 

Night in Gales

 

Destruction

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