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The 69 Eyes – April 2002

the69eyesWie stolz bin ich ein Finne zu sein? oder Wie gut ist es Freunde zu haben?

Am 22. und 23. April gastierten Jussi 69 und Jurki 69 anlässlich ihres am 27.05. erscheinenden neuen Albums „Paris Kills“ in Deutschland, um sich dort bis zur totalen Erschöpfung mit mehr oder weniger notwendigen Fragen diverser Journalisten löchern zu lassen. Natürlich ergriffen auch wir diese Chance, denn wann kann man schon mal an Finnen herumstochern…
Gegen 11.30 klingelte dann das Telefon und ein gut gelaunter Jussi, der eben erst aufgestanden (!!!) war und dem man, zu unserer Freude, anscheinend in den letzten Tagen Redeverbot erteilt hatte, nahm sich viel Zeit, um unsere Fragen super ausführlich und mit dem bekannten finnischen Humor zu beantworten.

Den Winter haben The 69 Eyes im Studio verbracht, um den Nachfolger von „Blessed Be“ einzuspielen. Da fragen wir uns natürlich, wie war der Aufenthalt und wie harmonisch verlief die Arbeit? „Nun, ich denke es war großartig. Wir kennen den Produzenten, Johnny Lee Michaels, der auch das Album vor „Blessed Be“ produziert hat. Wir wissen wie er arbeitet und kennen seine Methoden. Wir wussten wie wir Dinge vorantreiben konnten und wir wussten genau, was wir wollten. Und er konnte es umsetzten. Also haben wir beide Seiten zufriedengestellt, glaube ich. Und das Resultat kann jeder auf der CD hören und wir sind sehr glücklich darüber.“
Wohl nicht so sonderlich glücklich waren sie über den Einbruch in ihr Studio, bei dem einige Gitarren und anderes Equipment die Besitzer wechselten. „Diese unglückliche Sache passierte ein paar Tage vor der endgültigen Deadline. Aber zum Glück haben wir keine Musik verloren, die wir zuvor aufgenommen hatten. Es waren „nur“ Gitarren und so was und man kann immer neue Gitarren kaufen.“

Wenn man den neuen Werken der Finnen lauscht, wird einem schnell klar, dass es sich hier nicht um einen Bruch des alten Stils handelt, sondern eher um eine Fortführung und Vollendung dessen, was bereits mit „Wasting the dawn“ seinen Anfang nahm. Und sogar zwischen den Albumtitel besteht, laut Jussi, einer gewisse Verbindung. Und doch ist die Sache viel komplexer als eine einfach Trilogie. „Ich denke das erste [Album, Wasting the dawn Anm. d. A.] war wirklich wirklich sehr eindruckensvoll und das zweite „Blessed Be“ ging damit sogar noch weiter. Und dann „Paris Kills“. Es gibt wieder mehr Hoffnung und Licht. So seh‘ ich das.“ Ich weiß nicht, ob ihm mein Schweigen unheimlich erschien, auf jeden Fall ersparte er mir eine Nachfrage und nahm noch einen zweiten Anlauf, um es besser auf den Punkt zu bringen. „Es ist schwer zu erklären. Es gibt viele Dinge die wir mit „Wasting the dawn“ angefangen haben und irgendwann sind wir an den Punkt gekommen, an dem wir damit fertig waren. Mit all dem „Lest zwischen den Zeilen“, dem Jim Morrison Kram und so. Wir kamen zu dem Punkt, dass wir von da an weiter machen wollten, an dem wir jetzt sind.“

Was aber beibehalten wurde ist die Zusammenarbeit mit Ville Valo. Mittlerweile ist es bereits das vierte Mal, dass er sich und seine Stimme The 69 Eyes für die Backing Vokals zur Verfügung stellt und das ganz ohne Starallüren. „Er macht es. Er hat nicht diesen Rock Star Bullshit.“ Doch warum greift man immer wieder auf den Frontmann von HIM zurück? Für Jussi ist die Sache ziemlich einfach. „Es ist einfach an ihn ranzukommen, weil er in die gleichen Bars geht, er wohnt in der Nähe.“ Doch das ist natürlich nicht der einzige Grund. „Oft ist es so, dass wir für die Backing Vokals den besten Sänger der Welt haben wollen und wenn du mich fragst, ist Ville ein wirklich wirklich großartiger Sänger.“ Ist er also nur auf dem Album, weil er ein Star ist? „Er ist nicht da, weil er Ville Valo von HIM ist, er ist da, weil er unser Freund ist.“ Und er ist nicht der einzige aus dem Bekanntenkreis der sich stimmlich betätigt. „Es gibt noch ein paar andere Freunde die Vokals singen, aber keinen weiteren Gaststar, auch nicht an den Gitarren oder so, wie wir es auf „Wasting the dawn“ hatten.“

Vor 6 Jahre gab es ja schon einmal eine Zusammenarbeit mit den Backyard Babies. Was einem erneuten Zusammentreffen im Weg steht sind die eigenen Pläne, die wohl doch noch nicht so konkret formuliert sind, wie wir angenommen hatten. „Schwer zu sagen. Noch weiß ich nicht, was wir machen werden, aber ich hoffe, dass wir die Möglichkeit haben, mit ihnen zusammen zu spielen. Nicht als Tour, aber auf einigen Festivals.“

Zurück zum Album „Paris Kills“. Wenn man nur den Albumtitel betrachtet, könnte man leicht denken, dass die französische Hauptstadt als Thema des Silberlings gewählt wurde. Doch weit gefehlt. „Es ist kein Themenalbum, aber es gibt ein Gefühl, das man heraushören kann. Einige paristypische Sachen, die wir in einige Lieder hineinpacken wollten. Aber es gibt kein Thema, kein Paristhema.“
Und wie steht es mit dem Titel, auf was oder wen bezieht der sich? „Der Titel selbst kann so vieles bedeuten. Es kann einfach nur bedeuten, dass Paris so cool ist, dass es dich tötet, so kann man es sagen. Oder es kann, was auch immer bedeuten. Es kann mein Verhältnis zu dieser Stadt ausdrücken. Denk dir was aus.“
Jetzt war die Verwirrung komplett. Zum einen Paris ‚Ja‘, zum anderen Paris ‚Nein‘.

Und dann brach die Leitung zum dritten Mal zusammen, diesmal endgültig. Kurze Zeit später meldete sich Dirk, der Manager. „Steffi? Hier noch mal Dirk. Es wird alles gut.“ Allgemeines Gelächter. „Ich geb‘ dir jetzt Jussi.“ „OK, ich bin wieder da.“ Und lachend fügte er hinzu. „Ich bin nicht mehr stolz darauf ein Finne zu sein, denn es war ein Nokiahandy.“ Wieder allgemeines Gelächter. „Aber jetzt geht’s, ich rufe vom Hoteltelefon aus an.“ Da haben wir noch mal Glück gehabt.

Zurück zum Thema „Paris oder nicht Paris.“ Jussi nimmt einen erneuten Anlauf und erklärt es genauer. „Nun, wir wollten mehr Glamour auf diesem Album haben, in der Musik, in den Texten. Und die erste Assoziation die ich habe, wenn ich an das Wort „Glamour“ denke, das erste, was mir dazu einfällt ist: Paris. Wenn du den Film Mulin Rouge gesehen hast weißt du, dass der sehr glamourös ist und ich denke das sogar auf dem Cover etwas von diesem Gefühl rüberkommt. Wir wollten wirklich diesen parisartigen Glamour festhalten, diese Mulin Rouge Sache und ich denke wir haben dieses Gefühl wirklich in die Musik gebracht.“ Lachend fügt er hinzu. „Ich denke der Titel klingt wirklich gut und er sieht gut aus, auf dem Albumcover.“

Das Paris für ihn und die Band nicht nur irgendein Ort ist, haben wir schon festgestellt. In mancher Nacht aber kehrt er, meist zusammen mit Jurki in die dortigen Clubs ein, um als DJ sein Unwesen treiben. „Für mich ist das Auflegen der perfekte Weg zum Ausspannen und es ist eine gute Entschuldigung für eine Minitour ohne zu arbeiten. Jetzt erst war ich in Hamburg, ich glaube es war das vierte Mal und was könnte ich mir mehr wünschen, als meine Freunde zu treffen, meine Lieblingsmusik zu spielen ohne das jemand meckern kann, da ich ja der Boss bin. Ich bin der DJ und währenddessen bekomme ich noch ein paar Freigetränke. Es ist großartig.“ Ob es auch in anderen europäischen Großstädten eine Fortsetzung geben wird? Geplant hatte er es auf jeden Fall, aber die Promotion für das neue Album macht ihm einen Strich durch die Rechnung. „Jetzt geht es nur um Promotion, bis wir anfangen auf Tour zu gehen und auf den Festivals zu spielen. Ich bin sicher, ich werde es machen wann immer ich Zeit dazu habe, weil ich es mag, aber jetzt sieht es so aus, als hätte ich keine freie Nacht bis Neujahr.“

Da drängt sich ja die Frage auf, wo sie touren werden und welche Festivals sie besuchen. „Der VÖ-Termin ist so kurz vor dem Sommer, dass wir keine große Tour vor den Festivals machen können. Und in Finnland sind die meisten im Juni und die gesamte Festivalsaison endet im Juli. Da sind bei euch gerade die besten im Gange. Ich meine, ihr habt eure Festivalsaison später als wir unsere, was für uns perfekt ist.
In Finnland haben wir alle großen Festivals bestätigt, aber es gibt nicht viele von denen ich bis jetzt in Deutschland weiß, weil das Album so verdammt frisch ist. Aber worauf ich mich freue, ist das M’era Luna, weil wir da zum dritten Mal spielen werden. Letztes Mal war es einfach großartig.“ Und das das M’era Luna auch bei der Entstehung des neuen Albums maßgeblich beteiligt war, überraschte sogar uns. „Letztes Jahr war das M’era Luna die letzte Show die wir mit dem „Blessed Be“ Album gespielt haben. Wir haben einen Tag lang gefeiert und sind dann geradewegs zurück ins Studio gefahren. In unseren Köpfen hatten wir noch das Gefühl auf einer großen Festivalbühne zu spielen. Und wir wollten wirklich dieses stadionhafte Gefühl auf dieses Album bringen. Wir konnten noch immer das Publikum sehen als wir ins Studio gefahren sind und die neuen Songs geschrieben haben. Und auf eine gewisse Art wussten wir auch was unser Publikum mochte und wir haben wirklich versucht uns daran zu erinnern und es zu beherzigen.“

Da zeigt sich wieder einmal, das die deutschen Festivals auf jeden Fall eine Reise wert sind. Eine kleine Anekdote hatte Jussi dann auch noch parat. „Es ist schon fast ein Jahr her und ich erinnere mich noch daran, als Jurki zwischen den Songs vor „Brandon Lee“ sagte, ‚Es tut mir wirklich leid, aber ich hoffe wirklich, das es jetzt anfängt zu regnen‘, weil wir diese coole Lichtshow und diese Effekte bei „Brandon Lee“ haben. Und als wir dann angefangen haben diesen Song zu spielen, fing es tatsächlich an zu regnen.
Es hat mir für das Publikum leid getan, aber es sah wirklich gut aus.“

Ich bin mir sicher, dem Publikum war es in diesem Augenblick egal, hatten sie doch die besten Aussichten, die man sich wünschen kann.
Im zweiten Teil unseres Interviews erfahrt ihr dann alles über Jussi’s Vergangenheit, seine Ansichten über Musik, Alter und das Erwachsenwerden.

Forever Young oder doch schon zu alt??

Im zweiten Teil unseres Interviews mit The 69 Eyes Drummer Jussi 69, wollen wir den Schwerpunkt auf Fragen legen, die uns von einigen Fans erreicht haben. In Newsgroups und auf Fanseiten hatten wir zum Fragenstellen aufgerufen und mit den am Meisten gestellten Fragen haben wir uns an Jussi gewandt. Die Antworten lest ihr hier.
Das größte Interesse wurde dem Bandnamen zu Teil. Worin liegt die Bedeutung? „Hm, wir haben verschiedene Antworten darauf. Welche soll ich dir erzählen?“ Nun, natürlich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Lachend beginnt Jussi zu erklären. „Es gibt ziemlich viele wahre Geschichten. Im Grunde wollten wir einen Namen haben, der auch einen coolen Namen für einen Kinofilm abgeben würde. Für einen Horrorstreifen oder so was, der gut auf Filmpostern aussehen würde.“ Auf eine tiefere Bedeutung des Namens wollte er nicht eingehen. Er verriet uns aber seine Einstellung zu Zahlen. „Ich mag Namen mit Zahlen, sie sind cool. Und 69 ist sowieso die Coolste aller Zahlen.

Wir hatten ja schon im ersten Teil unseres Interviews erfahren wie Jussi seine nächtlichen freien Stunden gestaltet. „Wenn ich Freizeit habe, dann bin ich in Hamburg oder wo auch immer und lege als DJ auf.“ Das kommt aber auch nicht so oft vor, weil das Banddasein seinen Tribut verlangt und die arbeitslosen Tage doch eher spärlich ausfallen. Aber es war nicht immer so. „Es gab Zeiten, da hatten wir mehr freie Zeit und da habe ich mit ein paar anderen Freunden zusammen gespielt. Wir haben ein Album aufgenommen und sind in Finnland auf Tour gegangen. Aber das ist Jahre her. Archie, unser Bassist hat damals auch in dieser Band gespielt.

Nun da wir schon bei der Vergangenheit angekommen sind. Wenn man den Sound der Drums der früheren Alben mit dem der Heutigen vergleicht fällt einem auf, das Jussi doch einige Gänge zurückgeschaltet hat. Warum ist das so? „Wenn du ein Drummer bist und dazu noch ein Kind, dann willst du all das coole Zeug spielen das du kannst und das, in jedem verdammten Lied. Du versuchst so hart und so schnell wie möglich zu spielen. Aber du musst erst heranwachsen um zu verstehen, dass es um den Song geht und nicht um ein Drum Solo.“ Und das erklärt auch die Zurückhaltung auf dem aktuellen Album. „Wir haben versucht sie [die Drums Anm. d. A.] so einfach wie möglich zu halten. Wir wollten uns mehr auf die Melodien und den Gesang von Jyrki konzentrieren, auf seine Stimme. Es geht um den Sound.
Hat da das Alter auch seinen Teil beigetragen? „Ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Alter zu tun hat. Es geht eher darum sich weiterzuentwickeln. Wir haben uns an die schönsten Melodien und Lieder erinnert, die in uns ein positives Gefühl hervorrufen und wir haben festgestellt, dass es immer Bands aus den 80er Jahren waren. Wenn du 6 Uhr morgens im Taxi sitzt hörst du immer wieder die gleichen Hits von vor 20 Jahren. Sie verursachen starke Emotionen die man schwer erklären kann und wir wollten auch so etwas schreiben.
Und wie erfolgte die Umsetzung? „Wir haben uns diese Bands angehört, Bands wie Aha, Duran Duran und es gab besonders einen Song, über den wir diskutiert haben. Es war der Song, den sie immer dann im Radio spielen, wenn ich um 6 Uhr mit dem Taxi fahre. „Forever Young“ von Alphaville.“ Und mit einem Lachen fügt er hinzu. „Das ist übrigens gestern Nacht schon wieder passiert und langsam macht es mich wahnsinnig. Na ja egal. Ich weiß, dass du dir dieses Lied auf keinen Fall anhören würdest, wenn du tatsächlich das Album hast – auf jeden Fall würde ich es nicht tun. Aber wenn du diesen gewissen Song zu einer bestimmten Zeit am Morgen hörst stellst zu fest, dass er toll ist. Und genau so etwas wollten wir machen.

Nun, als Fan versucht man natürlich so viel wie möglich über seinen Star herauszufinden. Das umfasst natürlich auch die Zeit vor dem Musikmachen. Was kam davor, hast du einen Beruf erlernt oder studiert? „Nein. Ich weiß nicht ob ich zu dumm war oder nicht. Auf jeden Fall habe ich die Schule mit, ich glaube 16 geschmissen und angefangen Drums zu spielen. Und das mache ich seitdem.“ Und was ist mit den anderen? „Hm, da muss ich mich erst mal erinnern. Ich weiß, einige haben Berufe, andere haben es genauso gemacht wie ich. Und Jyrki, der hat studiert, aber ich weiß nicht mehr was.

Zurück zum neuen Album. Welcher Song wird die nächste Single? „Nun, „Betty Blue“ ist im Gespräch, aber ich bin mir nicht sicher, da wir in Deutschland ja noch nicht einmal die Erste [„Dance d?Amour“ Anm. d. A.] rausgebracht haben. Es gibt aber einige Songs die wir veröffentlichen wollen, z.B. „Grey„, „Radical“ und irgendwer erwähnte auch „Still waters run deep„. Mir ist es egal. Ich denke all diese Songs sind großartig und in diesem Falle vertraue ich unseren Recordcompanies. Sie sollten wissen was zu machen ist.“

Die letzte Frage. Was denkst du über die heutige Musikszene? „Nun, ich war schon immer sehr daran interessiert und ich habe eine Leidenschaft neue Dinge auszuprobieren. Deshalb kann ich auch nicht sagen ob sie besser oder schlechter ist als in den 90igern. Ich kann sie nicht vergleichen. Ich hatte mit der Zeit so viele verschiedene bevorzugte Stilrichtungen und Bands, aber jetzt kann ich eigentlich keine Band nennen die mich wirklich begeistert. Aber ich mag es, weil es nicht so begrenzt ist. Es gibt nicht mehr diese strickten Kategorien wie in den 80igern oder 90igern. Jetzt gibt es immer Überraschungen auf den Alben, dass z.B. Rockbands Hip Hop oder Techno mit einbinden. Ich glaube wirklich, dass es momentan sehr interessant ist.

Wir sagen DANKE und hoffen, dass dieses Interview für den Leser auch interessant war und es Lust auf mehr macht. Lust auf ein Liveerlebnis, vielleicht sogar auf dem M’era Luna 2002. Wir werden auf jeden Fall da sein.

Links:

Das Interview führten lieblings_steffi und Jen

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