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Interview – Winterland

Hallo Markus, hallo Thorsten, es ist ja schon eine Weile her – genauer gesagt 6 Jahre – dass wir uns in Sachen Winterland gesprochen haben. Und in den 6 Jahren hat sich einiges geändert. Ende 2002, nach dem Release des Albums “perSonality”, wurde die Band auf Eis gelegt weil es schlicht und einfach an Auftrittsmö

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Andrea (venue): Was war der Stein des Anstoßes, dass ihr das “Projekt” Winterland wieder zum Leben erweckt habt?

Markus: Im Frühjahr 2004 war ich bei der Kaiserslauterer Band Wet Desert eingestiegen, mit der wir im Jahr 2006 die CD „Kiss the past goodbye“ veröffentlichten und zahlreiche Auftritte spielten. Bereits im Oktober 2004 hatten Thorsten und ich völlig unabhängig davon aus reiner Freude am Komponieren und Texten 11 Songs zusammen geschrieben, denn weder unser Kontakt noch unsere Freundschaft waren jemals abgebrochen. Ein Song dieser „Session“ namens „King in my own land“ ist sogar auf der Wet Desert-CD enthalten und Thorsten sang im Studio auch die Backings dafür ein. Mitte 2007 löste sich Wet Desert auf und ich stand mit der Musik für ca. 20 neue Songs plötzlich alleine da. Also gab ich Thorsten erstmal eine CD mit meinen ganzen Demos.

Thorsten: Ich war direkt begeistert von dem Material, schrieb innerhalb kürzester Zeit Unmengen an Texten und wir wussten dass die Songs einfach zu gut sind, als dass sie in unseren Regalen verstauben sollten. Und nachdem wir bereits 1996 zu zweit Winterland gegründet hatten war es auch logisch, das Ganze unter dem Namen WINTERLAND zu veröffentlichen.

Andrea (venue): Thorsten war ganz am Anfang dabei, Stephan Hugo übernahm den Gesang nach der ersten Trennung 1998. Wie seid ihr beide wieder zusammengekommen?

Markus: Das wurde zum Teil ja schon in der vorherigen Antwort erläutert, man sollte allerdings noch einen Punkt verstärkt hinzufügen. Zwischen uns beiden bestand schon immer eine ganz besondere Chemie, ein unbeschreibliches „kreatives Knistern“ wenn man so will. Dass Thorsten Melodie-Ideen und Texte für meine neuen Songs schreiben könnte und würde war mir also völlig klar :-).

Thorsten: Bildlich gesprochen hat der Austausch neuer Ideen das ewig schwelende „kreative Feuer“ zwischen uns wieder zum Lodern gebracht.

Markus: Auch die technische Seite darf dabei nicht vergessen werden. In der Zwischenzeit hat sich Thorsten in seinem Haus ein Homestudio eingerichtet und kann auf absolut professionellem Niveau den Gesang selbst aufnehmen. Dabei wird zwar digital aufgenommen, er benutzt jedoch in echter „Vintage-Tradition“ ein verdammt gutes Röhrenmikrofon inklusive Röhrenverstärker, was den warmen Klang seiner Stimme auch endlich (im Gegensatz zu den alten Aufnahmen von früher) angemessen rüber bringt.

Thorsten: Zudem kann ich nun aufnehmen wann auch immer ich eine Idee habe und/oder mich stimmlich auf der Höhe fühle. Man hat also keinen Leistungs- oder Zeitdruck mit festen Tonstudioterminen.

Markus: Für mich hieß das allerdings, dass auch ich mein Studioequipment komplett aufstocken musste, und das ging dann schon mal so richtig ins Geld. Nichtsdestotrotz war das einer der ausschlaggebenden Punkte, eine neue CD aufzunehmen, denn aufnahmetechnisch sind wir nun völlig autark.

Thorsten: Lediglich das Mastering haben wir von einem Profi mit ProTools und Avalon Röhrenkompressoren machen lassen, namentlich Stefan Glass vom Studio 23.

Andrea (venue): Spielt ihr beide noch in anderen Bands?

Thorsten: Nein. Wir sind beide berufstätig und mehrere Projekte würden bedeuten dass man keine „Baustelle“ wirklich zufriedenstellend beackern kann und halbgare Sachen sind nicht unser Ding.

Andrea (venue): Habt ihr musikalische Vorbilder?

Thorsten: Im härteren Bereich würde ich hier SENTENCED nennen, im melodischeren, softeren Sektor am ehesten SURVIVOR.

Markus: Ich denke mal dass jeder Musiker Vorbilder hat, viele geben das nur nicht zu :-). Gitarrentechnisch haben mich früher vor allem Eddie Van Halen und Steve Vai beeindruckt, aber die „Tapping-Spielereien“ auf der CD sind dann doch eher rar gesät, da ich inzwischen gelernt habe Soli in den Dienst des jeweiligen Songs zu stellen und nicht umgekehrt. Was das Songwriting und Arrangement angeht fand ich insbesondere INXS immer sehr inspirierend, das dürfte man in unserer Musik aber nicht wirklich heraushören.

Andrea (venue): Nun zur aktuellen CD “evening STAR”: Wie ich sehe ist keine einzige Coverversion darauf zu finden. Auf den letzten CDs war es anders. Konzentriert ihr Euch nun wieder mehr auf eigene Kompositionen?

Thorsten: Also mich persönlich langweilen Coverversionen ehrlich gesagt, es sei denn dass eine Band einen bekannten Song stilistisch sehr stark oder sogar völlig verändert und ihn dem eigenen Sound anpasst. Wir haben das 1998 auf der CD „Blind“ mit dem Song „Everything counts“ von Depeche Mode gemacht. Das war keine „Coverversion“, sondern eine „Eigeninterpretation“ des Titels.

Markus: Auf der CD „The truth“ im Jahr 2000 mit Stephan Hugo am Gesang waren nur deshalb mehrere Coverversionen enthalten weil das ganze Album ja eher zufällig entstanden war. Der Studioinhaber Willi Müller, ein guter Freund von mir (www.tonstudio-musicland.de) brauchte für seine neuen Räumlichkeiten „Versuchskaninchen“ und wir nahmen dann einfach mal unser komplettes damaliges Live-Programm auf. Das Resultat war dann so gut, dass wir einen Großteil der Songs auf CD veröffentlichten. Da die Band in dieser Formation damals erst seit ein paar Monaten bestand hatten wir zu dem Zeitpunkt der Aufnahmen noch nicht mehr eigene Titel, so dass wir zum „Auffüllen“ der CD ein paar Covers mit dazu packen mussten. Für die Zukunft sind jedenfalls vorerst keine Coverversionen geplant, wir haben ja noch unzählige weitere eigene Songs in der Hinterhand.

Andrea (venue): Eigene Songs sind ja bekanntlich ein Problem bei Live-Auftritten in der Region – dort will man vor allem Coverversionen hören. Sind Live-Auftritte in Zukunft wieder ein Thema für Euch? Oder bleibt “Winterland” erstmal nur ein Studioprojekt?

Markus: Das Thema „Live spielen“ hat sich mit eigenen Songs wohl leider erledigt. Hier in der Region buchen Veranstalter wirklich nur Coverbands. Es gibt aber nun mal auch keine reinen Musikveranstaltungen im Rockbereich, sondern nur Stadt-, Dorf- und Weinfeste. Dort ist man mit sozialkritischen eigenen Rocksongs natürlich wirklich völlig fehl am Platz, denn das Publikum solcher Veranstaltungen will ja unterhalten werden und mitsingen können.

Thorsten: Offenkundig interessiert sich gerade in Kaiserslautern wirklich NIEMAND für Rockbands mit eigenen Songs. Es gibt unzählige Beispiele aus den letzten paar Jahren, wo in Kaiserslautern Bands mit eigenen Songs aufgetreten sind und es standen mehr Leute auf der Bühne als im Publikum! Und ich rede hier nicht von Big Bands, sondern von Rockbands mit 4 bis 5 Leuten. Das ist einfach frustrierend und unfassbar.

Markus: Ich weiß sogar, dass eine saarländische Rockband im Jugendzentrum auftreten sollte, es kam aber kein einziger Zuschauer. KEINER! Und das Konzert war flächendeckend in der Presse angekündigt worden! Und global gesehen belegen in Deutschland einerseits digitale Häschen mit Schnuffelsongs und Schnappi das Krokodil die Nummer Eins der Charts und echte Bands mit handgemachter, engagierter Musik und eigenen Songs spielen andererseits vor leerer Hütte.

Andrea (venue): Wie schreibt Ihr Eure Songs? “Blink of an eye” ist ja wie ich erfahren habe Euren Großeltern gewidmet – schreibt Ihr Eure Texte aus eigenen Erfahrungen?

Thorsten: In der Regel schreibt Markus die Musik und gibt mir dann eine weitgehend fertige Aufnahme des Songs in der instrumentalen Version. Dann versuche ich die musikalische Aussage textlich umzusetzen. Einem sehr fröhlichen, Dur-lastigen Song kann man beispielsweise keinen Text zur Selbstmordproblematik verpassen. In der Tat sind viele Texte von mir auf eigenen Erfahrungen begründet und auch oft eine Art der „Eigentherapie“ in Verbindung mit fiktiven Geschichten und Metaphern. „Blink of an eye“ handelt davon, dass man das Leben genießen und die gemeinsamen Momente mit Menschen die einem nahestehen schätzen sollte, denn es kann schon morgen vorbei sein.

Andrea (venue): Die Stimmen vom ehemaligen Sänger Stephan und dem jetzigen Sänger Thorsten unterscheiden sich sehr. Stephans Stimme war eher hell und Thorsten hat eine sehr melancholische, beruhigende und dunkle Stimmlage, die mir sehr gut gefällt. Wie war die Reaktion des Publikums auf diesen stimmlichen Wechsel?

Markus: Im engeren wie auch weiteren Freundes- und Bekanntenkreis waren ja eigentlich fast alle mit Thorstens Stimme bestens vertraut, denn er war ja bei den ersten beiden Winterland-CDs „Under the flood“ (1996) und „Blind“ (1998) und auch den damaligen Live-Auftritten als Lead Sänger dabei, insofern war das für diese Leute keine wirkliche Neuerung sondern eher eine Art „Rückkehr“.

Thorsten: Ein wenig ernüchternd sind die Rückmeldungen der Melodic Rock- und AOR-Fraktion im Business-Bereich. Die schreiben teilweise sogar dass meine tiefe Stimme absolut überhaupt nicht zur Musik „passen“ würde, das war aber vor 10 Jahren schon genauso. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, das ist klar. Wenn jemandem meine Stimme nicht gefällt, dann ist das halt so und ich akzeptiere das natürlich auch. Es erscheint aber schon etwas intolerant wenn gewisse Businessmenschen in melodischer Rockmusik grundsätzlich nur hohe Eunuchenstimmen à la JOURNEY oder Schreistimmen à la AC/DC tolerieren und „zulassen“. Hier herrscht leider ein extremes Scheuklappen- und Schubladendenken, gerade in Deutschland.

Markus: Wer legt eigentlich fest, welche Stimme zu welcher Musik „passt“? Gibt es da irgendein verbindliches, unumstößliches Gesetzbuch, das ich noch gar nicht kenne? Oder ist es eher so, dass diese Leute denken sie müssten solche unsinnigen „Gesetze“ selbst in imaginären Stein meißeln?

Andrea (venue): Wie kam eigentlich die CD beim Publikum und den Kritikern an? Ich war jedenfalls so überwältigt von den Songs, dass ich 10/10 Punkten vergeben musste.

Thorsten: Und dafür wollen wir beide noch mal ein ganz großes „DANKE“ sagen! Bis dato ist die Resonanz derer die eine CD gekauft haben durch die Bank positiv. Vor allem die Texte und der Sound der Produktion erfahren dabei die meiste Wertschätzung. Wir haben von vielen Leuten die Rückmeldung bekommen, dass man unserer Musik in jeder Sekunde anhört, dass sie von Herzen kommt. Und ein größeres Lob kann man uns nicht machen.

Markus: Jüngst haben wir ein sehr anerkennendes Feature im „Gitarre & Bass“-Magazin bekommen, die meisten Reviews in den Printmedien stehen jedoch noch aus. Was die Resonanz beim Publikum angeht… offen gesagt wundern wir uns schon extrem, dass viele Leute glauben wir könnten und sollten ihnen die CD doch bitteschön schenken (!?). Erstaunlicherweise sogar enge Freunde und gute Bekannte, die eigentlich ganz genau wissen dass wir erhebliche Summen an Privatvermögen in die Musik investieren. Die Platte wurde professionell aufgenommen und ebenso professionell in einem Presswerk hergestellt. Das ist kein zuhause gebrannter Aldi-Rohling, wie man am ebenso professionell gedruckten 12-seitigen Booklet und der im Offesdruck-Verfahren vierfarbig bedruckten CD doch unschwer erkennt!? Wir haben weder unser Studioequipment noch die Pressung geschenkt bekommen, sondern Tausende EURO selbst investiert. Aus welchem Grund sollten wir dann die CD verschenken können? Den Gedankengang verstehe ich einfach nicht.

Thorsten: Zugegeben, der Markt ist vielleicht mit unzähligen Neuveröffentlichungen ge- oder sogar übersättigt. Aber nur weil man heute schnell und einfach zuhause CDs kopieren kann heißt das doch nicht dass Musik als künstlerische Form des Ausdrucks keinen Wert mehr hat. Leider scheinen das viele Leute völlig anders zu sehen :-).

Andrea (venue): Gibt es Resonanz von ausländischen Magazinen?

Thorsten: Wir haben unsere CD Mitte Juli an ca. 50 Magazine im In- und Ausland zur Besprechung geschickt. Da waren Rockmagazine in der Türkei, Bulgarien, Polen, Griechenland, Italien, Schweden, England, Spanien, Frankreich und Jugoslawien dabei. Nebenbei bemerkt hat uns das natürlich hunderte EURO an Porto und Verpackung gekostet. Diese Investition macht insofern Sinn als dass wir mit Phoniclux erstmals in der Geschichte von Winterland einen weltweiten Vertriebspartner im Rücken haben. Unser Album ist durch Phoniclux auf sämtlichen (legalen!) Download-Stores wie iTunes, Musicload, AOL Music, mp3.de usw. erhältlich, d.h. wenn wir in einem Rockmagazin in der Türkei eine gute Kritik bekommen, dann können dessen Leser ganz bequem unsere CD bspw. über iTunes im Internet kaufen. In der Regel muss man zwischen Bemusterung und Veröffentlichung von Reviews eine Zeitspanne von drei bis sechs Monaten ansetzen, außerdem erscheinen einige dieser Magazine nur quartalsweise. Insofern haben wir erst von ein paar Magazinen (Rock Tribune in Belgien und Harmonie Magazine in Frankreich) Bescheid bekommen dass in deren nächsten Ausgaben ein Review enthalten sein wird.

Markus: Zum Thema iTunes muss ich noch die kleine Anekdote zum Besten geben. Unser Album „evening STAR“ hat dort den Vermerk „Warning! Explicit Content!“ erhalten! Also jugendgefährend oder so was in der Richtung… Unsere Texte sind sozialkritisch, und es gibt weder Schimpfworte noch Kraftausdrücke. Wie das zustande gekommen ist, kann ich mir also absolut nicht erklären. Aber irgendwie isses natürlich schon echt „Rock’n’Roll“, hahahaha.

Andrea (venue): Ich bekam letztens einen deutschen Song von Euch zu hören – ein ganz neues Experiment – und mir gefiel der Song sehr gut. Wollt Ihr mehr in dieser Richtung machen? Vielleicht auch mal eine gemischt-sprachige CD?

Markus: Danke für das positive Feedback! Also gemischt-sprachig ganz sicher nicht. Entweder ein ganzes Album in deutscher oder in englischer Sprache. Der Song „Ewige Opfer“, beziehungsweise dessen deutscher Text war ein Experiment von Thorsten und wir werden weitere Ideen sammeln und dann aus dem Bauch heraus entscheiden, in welcher Sprache das neue Album gehalten sein wird.

Andrea (venue): Wie sehen die Zukunftspläne bei “Winterland” aus?

Thorsten: Wir werden auf jeden Fall weitermachen und weiterhin unsere eigenen Ideen verwirklichen.

Markus: Alleine von der „Songwriting-Session“ im Jahr 2004 haben wir ja noch 11 Songs in der Hinterhand, und darüber hinaus bestehen auch Ideen für ca. 5 weitere Songs. Wir haben also bereits jetzt sogar schon wieder zuviel Material für das nächste Album :-).

Andrea (venue): Möchtest Du den Lesern noch etwas mitteilen?

Thorsten: Jaaaaaaa! Gebt unserer Musik und unserer CD eine Chance, es lohnt sich.

Markus: Danke dass Ihr das hier gelesen habt! Wer Rockmusik zwischen HIM, Bruce Springsteen und SURVIVOR mag, der kann ja mal auf www.markuspfeffer.com ein Ohr riskieren. Und über Rückmeldungen im Gästebuch freuen wir uns ganz besonders.

Andrea (venue):Dann bedanke ich mich bei Euch, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten und ich wünsche Euch mit “Winterland” viel Erfolg!

Thorsten & Markus: Und wir bedanken uns für die Unterstützung bei Dir und venue music!

Hier noch die Links zu den wichtigsten Downloadstores, wo man das Album (oder auch einzelne Songs) kaufen kann:

Das Interview wurde per Mail geführt von Andrea/labormaus69.

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